Seit Jahren hat ein Deutschland ein Nitratproblem. Dazu führen eine intensiv geführte Landwirtschaft und vor allem die daraus resultierende Überdüngung. Der Druck auf die Bundesregierung wächst, denn schon mehrfach riefen zu hohe Nitratwerte in deutschem Grundwasser die EU-Kommission auf den Plan. Zuletzt gab es sogar ein Ultimatum aus Brüssel.
Nitrat in der Landwirtschaft
Bei Nitraten handelt es sich um Salze der Salpetersäure. Sie sind gut in Wasser löslich, werden von Pflanzen als Nährstoffe verwertet und dienen pflanzlichen Organismen als Stickstoffquelle. Deshalb werden Nitrate als Düngemittel eingesetzt, doch das hat in Deutschland überhandgenommen.
Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Massentierhaltung, die zu einer hohen Viehdichte und somit wiederum zu Überdüngung führt. Die simple Rechnung: Es wird zu viel Gülle auf zu wenig Land produziert. Dadurch landet mehr Stickstoff im Boden, als für die Pflanzen nötig. Es entsteht ein Nährstoffüberschuss und der Stickstoff sickert als in Wasser gelöstes Nitrat bis ins Grundwasser – die Hauptressource für Trinkwasser in Deutschland. Neben dem extremen Gülleeinsatz sorgen Gärreste aus Biogasanlagen für eine weitere Belastung des Grundwassers.
Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches, sagt deshalb deutlich: „Übermäßiges Düngen bedroht seit Jahren die Ressourcen für unser Trinkwasser. Es besteht größter Handlungsbedarf, um unser Lebensmittel Nummer 1 endlich ausreichend zu schützen.“
Wenn Nitrat zu Nitrit wird
Warum sind die Nitrate im Grundwasser überhaupt ein Thema? Schließlich ist die Stickstoffverbindung selbst erst einmal ungefährlich. Allerdings können Bakterien im Körper Nitrat zu Nitrit umwandeln.
Nitrit wiederum verändert die roten Blutkörperchen, wodurch der Sauerstofftransport aussetzt. Das ist vor allem für Säuglinge gefährlich, da hier entsprechende Schutzmechanismen des Körpers noch nicht genügend ausgeprägt sind. Zudem können sich in Säuglingsmägen mehr Bakterien ansiedeln, die für die Umwandlung von Nitrat in Nitrit sorgen, denn Säuglinge verfügen über zu wenig Magensäure. Jene Gefahr besteht auch bei Kindern mit bakteriellen Magen-Darm-Infekten.
Außerdem bringen Nitrosamine, die im Magen aus der Reaktion von Nitrit mit Aminen entstehen, eine erhöhte Krebsgefahr mit sich. Hohe Aufnahmen von Nitrit sollten also unabhängig vom Alter vermieden werden.
50 Milligramm pro Liter als Grenzwert
Die Trinkwasserverordnung sieht in der gesamten EU eine Nitratkonzentration von maximal 50mg/l vor, bis zu diesem Grenzwert gilt der Anteil als ungefährlich.
Laut Umweltbundesamt liegen in Deutschland bei etwa 18 Prozent der Messtellen des EUA-Grundwassermessnetzes (Messnetz für die Berichterstattung an die Europäische Umweltagentur) Nitratgehalte vor, die über den 50 mg/l liegen. Bei Messstellen, die in Gebieten mit hohem Landwirtschaftsaufkommen stationiert sind, überschreiten sogar 28 Prozent der Messstellen diesen Wert.
Eine Überschreitung hat eine aufwendige und kostspielige Entfernung des Nitrats bei der Trinkwasseraufbereitung zur Folge oder aber die Beimischung von Wasser aus unbelasteten Gebieten. Die Kosten dafür trägt am Ende der Verbraucher über die Wasserrechnung, Versorger erwarten in manchen Regionen Deutschlands Preissteigerungen bis zu 60 Prozent.
Mittels der Maßnahmen wird dafür gesorgt, dass unser letztendliches Trinkwasser bislang den Wert von 50mg/l nicht überschreitet. Ein Risiko, das bei den Tafelwassergeräten von water at work dank eingebauter klinischer Markenfilter ohnehin nicht besteht. Diese entfernen zuverlässig jegliche Verunreinigungen – auch Nitrat.
Die Entwicklung, dass sich die Grundwasserqualität in Deutschland immer weiter verschlechtert und inzwischen zu den schlechtesten in Europa zählt, wird jedoch nicht gestoppt, im Gegenteil. Die EU hat Deutschland längst auf dem Kieker.
EU-Kommission droht mit Strafen
Vor allem Agrarländer wie Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern sind von dem Problem der Überdüngung betroffen. Deutschland und die Länder wurden seitens der EU-Kommission im Juli 2019 dazu aufgefordert, innerhalb von zwei Monaten nachzuweisen, wie die Nitratbelastungen runtergefahren werden sollen. Ist dies nicht der Fall, kann es zu Strafzahlungen im Millionenbereich kommen. Dementsprechend äußert sich Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast von der CDU: „Wir nehmen die Mahnungen aus Brüssel sehr ernst.“
Eine Kritik der EU ist, dass zum Beispiel Niedersachen nach wie vor keine roten Gebiete auf Karten ausgewiesen hat, wodurch als besonders belastet geltende Gebiete gekennzeichnet werden.
Bereits im Juni 2018 gab es ein EuGH-Urteil gegen Deutschland, da jahrelang zu wenig gegen den überhöhten Einsatz von Gülle und die Grundwasserverunreinigung unternommen worden sei. 2017 verschärfte Deutschland zwar die Vorgaben für die Landwirte, was der EU-Kommission allerdings zu wenig war. Die Bundesregierung agierte trotz ständiger Verstöße gegen die EU-Richtlinie inkonsequent, der Ärger mit Brüssel nimmt somit kein Ende.
Quellen:
www.dnn.de/Nachrichten/Politik/Nitrat-im-Grundwasser-Kloeckner-und-Schulze-zum-Rapport-in-Bruessel
www.dvgw.de/themen/umwelt/nitrat-im-wasser/
www.umweltbundesamt.de/themen/fakten-zur-nitratbelastung-in-grund-trinkwasser
www.umweltbundesamt.de/faqs-zu-nitrat-im-grund-trinkwasser
www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/fluesse/fluesse_trinkwasser_nitrat_studie.pdf